Michelau fand im Jahre 1195 erstmals urkundliche Erwähnung. Der Ort gehörte damals zum Staat der Fürstbischöfe von Bamberg, dem Hochstift Bamberg, der 1802 an Bayern fiel. Verschiedene Grundherrn hatten zu dieser Zeit Besitz in Michelau, so etwa, neben den Fürstbischöfen von Bamberg, die Herzöge von Sachsen, die Freiherrn von Redwitz und die Grafen von Giech. Der Vogt von Burgkunstadt war für die allgemeine Verwaltung und die niedere Gerichtsbarkeit zuständig, soweit es die Bamberger Untertanen betraf. Von 1804 bis 1813 gehörte Michelau schließlich zum Landgericht Banz, anschließend zum Landgericht Lichtenfels und heute zum Landkreis Lichtenfels.
Bevölkerungsentwicklung
Es ist überliefert, dass im 16. Jahrhundert Michelau etwa 250 Einwohner hatte. Diese Bevölkerungszahl verringerte sich durch die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges stark, und erst im 18. Jahrhundert ist wieder ein großer Anstieg nachzuweisen. So lebten 1811 in Michelau 722 Menschen, im Jahr 1871 schon 1562, 1930 dann 3056, und 1950 hatte die Gemeinde 4268 Einwohner. 1977/78 kamen die Gemeindeteile Schwürbitz, Neuensee, Lettenreuth und Oberreuth dazu. Jetzt zählt die Gemeinde Michelau i.OFr. ca. 6.500 Einwohner.
Kirchliche Einflüsse
Michelau war bis 1808 auf kirchlichem Sektor Bestandteil der Diözese Würzburg, seither der Erzdiözese Bamberg. Das Dorf gehörte zu der im 10. oder 11.Jahrhundert gegründeten (katholischen) Pfarrei Marktgraitz und blieb dies bis ins Jahr 1804, obwohl die Michelauer seit der Reformation evangelisch waren. Das bedeutete, dass der katholische Pfarrer von Marktgraitz für die evangelischen Bewohner Michelaus zuständig war Er taufte die Kinder, traute die Paare und geleitete die Toten zur letzten Ruhe. Erst 1804 wurde eine evangelische Pfarrstelle geschaffen, und seit 1807 ist Michelau sogar Sitz eines evangelischen Dekanats. Die Michelauer Pfarrkirche wurde 1817/18 erbaut und 1931/32 erweitert.
Der Main und seine Bedeutung
Das Leben in Michelau war immer schon vom Main geprägt, der dem Ort fast jährlich Überschwemmungen brachte, aber auch die wirtschaftliche Grundlage für viele Menschen schuf, denn Michelau war ursprünglich ein Fischerdorf. Im 16. Jahrhundert lebte etwa die Hälfte der Einwohner von diesem Erwerbszweig. Daneben hatte noch die Pfahlmacherei, also das Herstellen von Weinbergpfählen, eine gewisse Bedeutung.
Die Korbmacherei
Beiden Gewerben lief im 18. Jahrhundert die Korbmacherei den Rang ab. Seit dem Aufstreben dieses Handwerks in der Zeit nach 1760 verlegten sich immer mehr Einwohner Michelaus auf diesen Erwerbszweig. 1795 lebten in Michelau 77 Korbmachermeister, 1905 wurden hier 886 erwachsene Korbflechter gezählt. Typisch ist deshalb auch das Wappen der Gemeinde-seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar -, das eine geflochtene Fischreuse darstellt, ein Hinweis auf Fischerei und Korbflechterei zugleich.
Industrieort
Seit 1950 ließ sich in Michelau i.OFr. eine Reihe von Großbetrieben nieder, die neben der Korbindustrie das wirtschaftliche Rückgrat der Gemeinde bilden. Hergestellt werden Korbwaren, Kinderwagen, Webstoffe, Kleinmöbel, Metallwaren, Spielwaren, Lederbekleidung, Kunststoffe, Möbelstoffe, Polstermöbel, technische Gase und anderes mehr.
Bemerkenswert ist, dass aus der idyllischen Korbmachergemeinde dank des unbändigen Arbeitswillen aller, dem realistischen Weitblick der Unternehmer und einer zielbewussten Kommunalpolitik binnen weniger Jahre eine moderne Industriegemeinde mit einer gesunden Infrastruktur und 5000 Arbeitsplätzen entstanden.
Das Deutsche Korbmuseum
Dass das Deutsche Korbmuseum in Michelau i. OFr. steht, ist also kein Zufall. Es geht zurück auf eine 1929 angelegte Sammlung, und seit 1934 besteht das Museum, das ursprünglich drei Zimmer umfaßte. Heute dagegen werden auf etwa 850 Quadratmetern in 26 Schauräumen fast 2000 Exponate aus aller Welt präsentiert: Man findet ausgewählte Werke aus allen Zeiten hier, angefangen von den filigran gearbeiteten Stücken in der Feinflechttechnik bis hin zu den Arbeitskörben der geschlagenen Arbeit. Man sieht eine Vielzahl von Exponaten aus aller Welt: von der japanischen Tempelvase bis zum geflochtenen Ballonkorb. Dazu werden indianische Schalen und Kinderwagen aus allen Epochen hier gezeigt, Exponate bis hin zum Rosenschnittkorb aus Frankreich und einer Tasche aus Birkenrinde aus Finnland. Es gibt hier Obstkörbe aus Sambia ebenso zu sehen wie moderne Designersessel heimischer Produktion.
Untergebracht ist das Museum im Wohn- und Geschäftshaus einer bedeutenden Michelauer Korbmacherfamilie, wobei die ältesten Teile des Gebäudes aus dem Jahre 1815 stammen.